Bad Neuenahr-Ahrweiler. Technische Neuerungen, Nachwuchsgewinnung und die Diskussion um die Nachrüstung von Diesel-Fahrzeugen beschäftigen auch die Kfz-Innung Ahrweiler. Ein Gespräch mit Innungsobermeister Dirk Waldecker.
Blick aktuell: Mit dem Oktober steht auch der Herbst und somit die letzten Monate des Jahres vor der Tür. Eine gute Zeit, für einen ersten Rückblick. Wie ist das das bisherige Jahr aus Sicht der Kfz-Innung Ahrweiler verlaufen?
Dirk Waldecker: Bei uns stehen natürlich immer technische Aspekte im Vordergrund. Und gerade in diesem Bereich wird es in den kommenden Jahren einige wichtige Neuerungen geben, auf die wir unsere Mitglieder aufmerksam machen. So müssen beispielsweise Anlagen wie die Bremsenprüfstände oder der Lichteinstellplatz aufgrund entsprechender Verordnungen auf neuestem Stand gehalten werden. Dazu gehört unter anderem die Anpassung der Geräte oder die Nivellierung der
Böden.
Das kostet die Betriebe Geld, ist aber notwendig, um weiterhin die Haupt- und Abgasuntersuchung durchführen zu können. Hier übernimmt die Innung auch eine beratende Funktion für die derzeit rund 80 Innungsmitglieder.
Blick aktuell: Nachwuchs- und Fachkräftemangel ist in praktisch allen Handwerks-Gewerken ein absolutes Top-Thema. Wie sieht es in diesem Bereich im Kfz-Handwerk aus?
Dirk Waldecker: Wir waren bisher eigentlich immer etwas privilegiert, weil alles rund ums Auto für viele Menschen eine tolle Sache ist und das Automobil auf junge Leute oftmals eine große Faszination ausübt. Daher war es immer relativ leicht, Auszubildende zu bekommen. Hier ist inzwischen allerdings auch bei uns ein gewisser Wandel eingetreten. Das merken wir unter anderem daran, dass die Bewerberzahlen deutlich zurückgehen.
Wo sich früher auf eine Lehrstelle zehn Interessenten beworben haben, gehen heute im Höchstfall noch zwei- bis drei Bewerbungen ein. Das führt dazu, dass zum Teil auch weniger qualifiziertere Bewerber eingestellt werden, die dann der Ausbildungsbetrieb intensiv begleiten, unterstützen und fördern muss. Denn wer es wirklich schaffen will, wird letztlich in der Schule „durchkommen“ und auch die späteren Prüfungen erfolgreich bestehen.
Blick aktuell: Wer eben jene Prüfungen bestanden und den Gesellenbrief in der Tasche hat, hat ja noch zahlreiche Optionen sich innerhalb der Kfz-Branche weiter zu qualifizieren …
Dirk Waldecker: Die schulischen Systeme sind offen in alle Richtungen. Wer dazu bereit ist, sich weiterzubilden, hat viele Möglichkeiten – vom Meister inklusive Selbständigkeit bis hin zum Techniker oder Ingenieur. Wir hatten sogar Azubis, die mittlerweile im Lehramt tätig sind.
Das ist natürlich auch immer eine individuelle Entscheidung. Mancher möchte gerne in den theoretischen gehen, während der Praktiker lieber im Job bleibt. Auch das Arbeiten im Motorsport ist für viele überaus attraktiv. Das funktioniert aber aufgrund der hier geforderten Flexibilität zumeist nur in jungen Jahren.
Blick aktuell: Wie begegnet die Kfz-Innung Ahrweiler dem Nachwuchsmangel?
Dirk Waldecker: Die Innung arbeitet eng mit den hiesigen Schulen zusammen, vor allem mit der Berufsbildenden Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dort sind wir selbstverständlich auch immer beim „Tag der offenen Tür“ und anderen Aktionen präsent um jungen Menschen das Kfz-Gewerbe näher zu bringen. Überhaupt ist die Zusammenarbeit mit der Berufsbildenden Schule sehr gut.
Die Arbeit beschränkt sich dabei jedoch oftmals nur auf den Vorstand. Dies könnte von den Betrieben noch intensiver genutzt werden, um Auszubildende zu gewinnen.
Blick aktuell: Das Kfz-Handwerk ist in den vergangenen Jahren immer technischer und komplexer geworden. Hat sich diese Entwicklung fortgesetzt?
Dirk Waldecker: Ja, absolut. Auch im Automobilsektor gibt es längst eine vernetzte Technik, die sich ständig weiterentwickelt. In der Werkstatt gibt es den Diagnose-Techniker, der via Computer alles Mögliche ausmessen und Diagnosen stellen kann sowie den klassischen Handwerker für die praktische Umsetzung. Aus technischer Sicht ist der Kfz-Beruf wesentlich anspruchsvoller geworden. Das, was die Azubis in diesem Bereich heute können müssen, ist schon eine Hausnummer. Nicht umsonst dauert die Ausbildung inzwischen dreieinhalb Jahre.
Dies ist auch eine Folge der immer komplexeren Elektronik in den Fahrzeugen. Früher stand eher die Mechanik im Vordergrund, heute ist es die Verbindung zwischen Elektronik und Mechanik, die verinnerlicht werden muss.
Da ist oftmals abstraktes Denken erforderlich, zumal viele Zusammenhänge nicht mehr direkt sichtbar, sondern nur noch messbar sind.
Blick aktuell: In Deutschland wird derzeit – nicht nur in der Politik – viel über Dieselfahrzeuge gesprochen und diskutiert. Ist dies auch innerhalb der KfzInnung Ahrweiler ein Thema?
Dirk Waldecker: Das Thema Stickoxydbelastung beschäftigt unsere Mitglieder sehr stark. Viele Betriebe handeln mit Dieselfahrzeugen, die Kunden sind verunsichert und warten auf eine Entscheidung der Politik. Niemand weiß „was passiert mit den Dieselfahrzeugen?“. Auf den Höfen der Händler stehen Dieselfahrzeuge, die derzeit unverkäuflich sind.
Da werden enorme Werte vernichtet – zum einen beim Kunden, der sein Auto nicht mehr zu einem vernünftigen Preis verkaufen kann, zum anderen beim Händler, der die Fahrzeuge ebenfalls nicht mehr veräußert bekommt. Folglich hängen alle im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft während Politik und Industrie die Sache aussitzen.
Das Kfz-Handwerk fordert die Nachrüstung mit Stickoxyd-Katalysatoren, denn nur so kann man die Fahrzeuge überhaupt erst wieder auf die Straße bringen.
Leider gibt es hierfür immer noch keine gesetzliche Vorlage. Würde diese geschaffen, könnten die Hersteller der Nachrüstungs-Systeme damit auch auf den Markt kommen. Damit Bewegung in die Sache kommt, muss die Politik die entsprechenden Vorgaben schaffen. Das Problem weiterhin auszusitzen, wird sicherlich nicht die Lösung sein.
Blick aktuell: Zum Schluss ein kurzer Ausblick: Was plant die Kfz-Innung Ahrweiler in den kommenden Monaten?
Dirk Waldecker: Wir haben einige Projekte am Start, die wir rechtzeitig kommunizieren werden. Am 26. Januar findet die Lossprechungsfeier für die neuen Kfz-Gesellen statt, insgesamt 22 Auszubildende gehen diesmal in die Prüfungen. Zudem soll die Zusammenarbeit mit den Schulen weiterhin intensiviert werden.
-DU-
Quelle: Blick aktuell, 18.10.2018